Blick in andere Branchen
interview mit stefan noppenberger, real,-
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Interview mit zwei angehenden Buchhändlerinnen über ihre Zukunftsaussichten.
Stefan Noppenberger, Abteilungsleiter Personalmarketing bei der real,- SB-Warenhaus GmbH, hielt in diesem Jahr den Eröffnungsvortrag bei der 4. Personal- und Ausbildertagung. Im Interview gibt er Tipps, wie Betriebe geeignete Auszubildende finden und binden können.
mediacampus: Herr Noppenberger, in letzter Zeit war oft von der sogenannten «Generation Y» oder auch einer «Kuschelgeneration» die Rede, die den Arbeitsmarkt beherrschen soll. Spüren Sie Veränderungen im typischen Recruiting-Prozess bei real,- hinsichtlich dieser Generation?
Stefan Noppenberger: Dass negative Klischees, wie grenzenlose Leistungsbereitschaft oder auch autoritäre Führungsstile, von den zwischen 1980 bis 2000 Geborenen angezweifelt werden, haben wir so bisher noch nicht wahrgenommen. Viele junge Menschen stehen sehr selbstbewusst auf ihren eigenen Füßen und haben eine gute Vorstellung, in welche Richtung sie beruflich gehen möchten, auch wenn der konkrete Ausbildungsberuf noch nicht genau benannt werden kann. Die grundsätzlichen Wertvorstellungen, wie Höflichkeit, Respekt und Anstand, sind nicht verloren gegangen, vielmehr wird eine Verschiebung von Status und Prestige auf Selbstbestimmung, Entfaltung und Flexibilität deutlich. So können wir bei Gesprächen mit der Zielgruppe immer wieder feststellen, dass Aspekte wie Mitspracherecht, die persönliche Entwicklung oder auch selbstbestimmtes und flexibles Arbeiten eine immer wichtigere Rolle bei der Wahl des Arbeitgebers bzw. Ausbildungsbetriebes spielen. Auch der Sicherheitsaspekt rückt bei den jungen Menschen immer mehr in den Vordergrund. Doch an dieser Stelle sind wir als Unternehmen gefordert, auf diese neuen Herausforderungen zu reagieren und entsprechende Angebote zu schaffen, um auch zukünftig passende Nachwuchskräfte rekrutieren zu können. So müssen wir beispielsweise diese Themen auch im Personalmarketing und im Recruiting-Prozess mit aufgreifen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es in den meisten Unternehmen genügend Möglichkeiten oder auch schon laufende Maßnahmen gibt, die genau diese Wünsche abdecken.
So können unsere Auszubildenden bei real,- in Projekten eigenständig agieren und haben dennoch einen vorgegebenen Rahmen, in dem sie sich frei bewegen können ohne auf Unterstützung und Rat verzichten zu müssen. Unsere Projekte haben häufig einen Bezug zu allgemeinen Themen, wie Nachhaltigkeit, Gesundheitsmanagement oder auch soziales Engagement, und treffen damit den Nerv der jungen Generation. Auch die geforderte Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen wir durch ein angenehmes Arbeitsklima und flexible Arbeitszeiten. Bereits seit vielen Jahren nutzen wir bei real,- auch das Model der Berufsausbildung in Teilzeit. Hier haben junge Mütter oder auch Väter die Möglichkeit, ihre Berufsausbildung bei real,- in Teilzeit-Anstellung zu absolvieren. Statt der 37,5 Stunden-Woche wird die Arbeitszeit auf 30 oder weniger Stunden reduziert. So haben die jungen Eltern die Chance, ihr Kind in der Kindertagesstätte oder bei der Tagesmutter unterzubringen, ohne dass sie dabei zeitliche Probleme bekommen. Die Berufsschultage finden regulär statt.
Universitäten, Fachschulen und duale Angebote – harte Konkurrenz für die klassische Ausbildung. Welche Maßnahmen gibt es bei real, um junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern?
Heute muss man genau den Nerv der Zielgruppe treffen. Im Erstkontakt braucht man gar nicht so inhaltslastig zu sein, denn über bloße Theorie erreicht man die Schülerinnen und Schüler meist nicht. Ich glaube, die richtige Begeisterung für eine klassische Ausbildung schafft man bei jungen Menschen insbesondere dann, wenn sie die Praxis live erleben und bei einzelnen Aufgaben sogar selbst aktiv werden können. Die Theorie erleben sie tagtäglich im Unterricht, so dass die Praxis eine willkommene Abwechslung darstellt. Dabei merken sie häufig, dass sie viele Fähigkeiten besitzen, die in der Schule nicht abgerufen werden. Aus diesem Grund bieten wir bei real,- Berufsorientierungstage, Betriebsbesichtigungen und Schülerpraktika an.
Hier kommt es besonders auf eine Sache an: Es muss den Jugendlichen Spaß machen. Wenn sie hinterher nach Hause gehen und begeistert sind, dann haben wir alles richtig gemacht. Mit diesem Ansatz machen wir bei real,- sehr gute Erfahrungen.
Welche Tipps würden Sie zur Bindung von Azubis an das Unternehmen geben?
Für mich beginnt die Bindung von Auszubildenden an das Unternehmen bereits beim täglichen Umgang miteinander. So sollte man als Ausbilder stets ein offenes Ohr für die jungen Menschen haben, fair und respektvoll mit ihnen umgehen und sie über Feedback und Hilfestellungen fördern, aber auch fordern. Ferner muss man Anreize schaffen, damit der Auszubildende das Gefühl hat, dass er in seinem Ausbildungsbetrieb gut aufgehoben ist und seine Berufs- und Unternehmenswahl absolut richtig war.
Unsere Nachwuchskräfte bei real,- können regelmäßig an Azubi-Projekten teilnehmen. Hiermit sind nicht immer nur große und umfangreiche Projekte gemeint, sondern vielmehr auch kleinere Aktionen, bei denen der Auszubildende sich aktiv mit einbringen und Verantwortung übernehmen kann. Bei uns sind das z.B. Verkostungs- oder Werbeaktionen, die von den Auszubildenden geplant und durchgeführt werden.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass man den Nachwuchskräften auch über die Ausbildung hinaus Perspektiven und Karrieremöglichkeiten bietet. So sollten auch nach der Ausbildung Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten bestehen.