Es geht um das Buch
Die Kurt-Wolff-Stiftung zu Besuch
«Nach fünf Konzernen ist nicht Schluss», ruft Daniel Beskos, mairisch-Verleger und Kurt-Wolff-Stiftungsmitglied, den über fünfzig per Zoom zugeschalteten Buchhandelsauszubildenden und –mitarbeitenden in Erinnerung. Denn nach oder besser neben den Konzernvorschauen warten die Bücher unabhängiger Verlage darauf, vom Buchhandel entdeckt, ein- und verkauft zu werden.
Um die (konzern-)unabhängigen Verlage ging’s an diesem Seckbacher-Festspiele-Mittwochabend, denn der neue Vorstand der Kurt-Wolff-Stiftung war zu Gast: Katharina E. Meyer (Verlegerin Merlin Verlag), Sarah Käsmayr (Verlegerin maro Verlag) und Daniel Beskos (Gründer und Verleger mairisch Verlag). Und weil man sich zu Veranstaltungsbeginn noch beschnuppert, erstmal Kennenlernfragen: Was ist die Kurt-Wolff-Stiftung? Und was hat der neue Vorstand vor?
Die Kurt-Wolff-Stiftung (KWS), benannt nach der legendären Verlegerpersönlichkeit Kurt Wolff, ist eine seit 2000 bestehende Allianz unabhängiger Verlage, die sich der Förderung (und der Sichtbarmachung, Sicherung und Gemeinschaft) einer unabhängigen Verlags- und Literaturszene verschrieben hat. Oder wie die KWS es ausdrückt: Es geht um das Buch. Die Stiftung lobt beispielsweise den Kurt-Wolff-Preis sowie -Förderpreis aus, ist Partner des Deutschen Buchhandlungs- und Verlagspreises. Sie veröffentlicht außerdem jährlich einen Katalog, der sich prima in Buchhandlungen auslegen oder auch heimlich ausgeben lässt.
Das Buch steht also an erster Stelle bei der KWS und das Wort am Anfang von allem, wie u.a. Kurt Wolff formulierte. Doch was kommt nach dem Anfang? Was bringt die Zukunft für die Mitgliedsverlage der Kurt-Wolff-Stiftung? Der neue Vorstand erzählt: Eine staatliche Verlagsförderung wollen sie angehen, eine bedingungslose Förderung, die unabhängigen Verlagen ein Jahr lang (sorgen)freies Schaffen schenken soll. Denn mit Sorgen und Geld, vom einen zu viel, vom anderen zu wenig, kennen sich insbesondere die kleinen Verlage aus – Leser:innenschwund, steigende Papier- und Herstellungskosten, das Wegfallen der portoverringerten Büchersendung trifft sie besonders hart. Eigentlich, überschlägt Verlegerin Sarah Käsmayr, müsste ein Buch 240€ statt 24€ kosten, wenn es sich für den Verlag auch finanziell rentieren sollte.
240€-Bücher? Hm. Bessere Formen der Zusammenarbeit zwischen der herstellenden und der verbreitenden Sparte müssen her.
Im Chat zwischen KWS-Vorstand und mediacampus-Verweilenden fragt man sich daher nun: Was wünschen sich die Unabhängigen vom Handel? Die Antwort ist eindeutig. Eben: die Vorschauen anschauen, die Bücher einkaufen, die Bücher verkaufen! Zwar verdient ein Verlag an einem 24€-Buch so gut wie nichts, an einem nicht verkauften Buch aber… In mahnender Erinnerung bleibt die Anekdote über einen Key Accounter und sein Einkaufsbudget für die unabhängigen Verlage. Es betrug 0€.
KWS-Vorstand und mediacampus-Verweilende hatten sich viel zu sagen an diesem Abend, das zeigte schon der Fragenhagel im Chat (der hier nur absolut unzureichend, subjektiv und selektiv wiedergegeben wurde).
Zum Abschluss brainstormte man noch gemeinsam, wie die Bindung zwischen Buchhandelsauszubildenden und Unabhängigen intensiviert werden könnte – nämlich indem man verstärkt aufs Digitale setze, eLex anbiete, sich an Social-Media-Kampagnen wie dem indiebookday beteilige.
Daniel Beskos, Sarah Käsmayr und Katharina E. Meyer sprachen offen und nahbar über die ehrfurchtgebietende Crazyness einen unabhängigen Verlag zu führen. Und auch wenn wir formal zweigeteilt waren in Verleger:innen und Buchhandelsauszubildende wurde an diesem Abend klar: Es geht um das Buch, und zwar uns allen.
Berichterstattung von Silke Pfeiffer (andere buchhandlung, Rostock) des 219. Blocks.