Am 27.05. waren Alex Schulz, Stellvertretender Vertriebs- und Marketingleiter beim Gmeiner Verlag und die Krimi Autorin Kathrin Hanke zu Gast bei einem digitalen Themenabend im Zeichen von True Crime. Während ca. 20 Schüler:innen den Abend gemeinsam im Libresso oder von ihren Zimmern aus verfolgten, waren die beiden Gäste von zuhause zugeschaltet. Aus der Perspektive von Autorin und Verlag ging es um die Frage, wie man in diesem Genre recherchiert und schreibt und wie man ein entsprechendes Buch publiziert.
Man hätte schwer einen geeigneteren Verlag zum Thema finden können. Krimis und Thriller machen heute ca. 85% des Umsatzes bei Gmeiner aus, die Ursprünge liegen jedoch ganz und gar nicht bei Mord und Totschlag. Der 1986 in Meßkirch gegründete Verlag ging aus einem Unternehmen für Tourismus Software hervor und widmete sich zunächst der Veröffentlichung von Werken in der Universalsprache Esperanto. Seit 1998 sind jedoch Regionalkrimis aus allen deutschsprachigen Gebieten das klare Markenzeichen.
Die Hamburgerin Kathrin Hanke, die seit 2013 bei Gmeiner veröffentlicht, hatte u.a. als freie Redakteurin, Werbetexterin und Ghostwriterin ihr Talent zum Schreiben genutzt und sammelte wichtige Erfahrungen als Autorin von Heftromanen einer Notarzt Reihe. Mittlerweile hat sie neben zahlreichen Heidekrimis auch bereits zwei True Crime Titel veröffentlicht. In ihrem neuen Buch, «Ruth Blaue - Die Axtmörderin mit dem Madonnengesicht», schildert Hanke die Geschichte einer Frau, die 1947 gemeinschaftlich mit ihrem Geliebten ihren Ehemann ermordet haben soll.
Zu Beginn der Veranstaltung führte uns Alex Schulz mit einem Abriss über Kriminalliteratur in Deutschland vor Augen, dass das Genre hierzulande noch vergleichsweise jung ist. Vor allem über Podcasts verbreitete sich dann seit ca. 2015 das Interesse an der Darstellung von realen Verbrechen rasant. Für Schulz ist der aktuelle Erfolg dieses Segments das logische Ergebnis davon, dass Spannungsliteratur immer spektakulärer und brutaler werden muss, um noch Aufmerksamkeit zu erzeugen. Anhand älterer Beispiele konnte er uns zeigen, dass deshalb eine plakative Coversprache und das unmissverständliche Label «True Crime» notwendig sind, um den Kund:innen die erwarteten Signale zum Kauf zu senden.
Während also der allgemeine Trend verstärkt zu Gewalt geht, betonte Kathrin Hanke immer wieder, dass für sie als Autorin der Mensch hinter den Verbrechen die Faszination von True Crime ausmacht. Wie waren die Täter:innen aufgewachsen und was trieb sie an? Welche gesellschaftlichen und historischen Hintergründe hatten sie zum Äußersten gebracht? Das sind Fragen, die Hanke interessieren. Dabei ist es ihr außerdem wichtig, nicht zu werten und so wenig Fiktion wie möglich in das Thema einzubringen. Bereitwillig beantwortete sie anschließend auch Fragen zu ihrem Arbeitsstil, bei dem nach intensiver Recherche im Internet, in Zeitungen und Archiven eine Puzzlearbeit bis zum fertigen Text folgt. Entsprechend würde die Autorin ihre eigenen Büchern am ehesten als «Biografische Kriminalromane» bezeichnen.
Nachdem schließlich alle Fragen beantwortet waren, durften wir noch den ungeduldig wartenden Hund der Autorin kennenlernen. Abschließend möchten wir uns herzlich bei Kathrin Hanke und dem Gmeiner Verlag für den Einblick in die Welt der «wahren Verbrechen» und die zahlreich bereitgestellten Leseexemplare bedanken, die nach dem Ende der Videokonferenz noch einen kleinen Ansturm auf das Sekretariat auslösten.
Danny Reinhard, 233. Block