Am 14.05.2024 durften dank Silke Pfeiffer ca. 100 Auszubildende in der Piper-Lounge am Mediacampus Anja Kurz und Josef Resele vom Gräfe und Unzer Verlag begrüßen. Die beiden gewährten uns nicht nur einen tiefen Einblick in die Geschichte des Verlages, sondern auch einen weiten Blick in dessen Zukunft auf dem Buchmarkt.
1722 nahm die Geschichte von G|U ihren Lauf. Eine Buchhandlung mit direkt verbundener Druckerei zu eröffnen war eine großartige Idee, die einige Türen öffnete. Trotzdem dauerte es einige Jahre, bis der erste Ratgeber, für die der Verlag heute besonders gut bekannt ist, unter einem besonders prägnanten Titel erschien: «Nützlicher Zeitvertreib auf dem Kranken- und Sterbebette.» Dieser Titel brachte die versammelten Azubis nicht nur zum Staunen, sondern auch sehr zum Lachen.
Es dauerte anschließend noch ganze 110 Jahre bis der Verlag nach seiner Gründung zu seinem heutigen Namen kam. Wie, fragt ihr euch jetzt? Waren es Investor:innen, die den Laden vor dem Bankrott gerettet haben und unbedingt ihre Namen im Titel haben wollten? Oder Autor:innen, deren Bücher besonders erfolgreich waren und man sie nun als dauerhaftes Aushängeschild nutzen wollte? Tatsächlich was es viel märchenhafter und romantischer, als man im ersten Moment denken würde.
Der damalige Besitzer Gräfe hatte eine Tochter, die einen Mann kennengelernt hatte. Gräfe war bereit einer Heirat zuzustimmen, wenn der Anwerber selbst in das Geschäft mit eintreten würde. Herr Unzer stimmte zu und durfte endlich die Tochter seines neuen Geschäftspartners heiraten. So kam die Buchhandlung zu einem neuen Namen: Gräfe und Unzer. Schon sehr romantisch, oder?
Obwohl diese Geschichte allein es schon wert war, erzählt zu werden, war sie nicht der einzige Grund für den Besuch von Frau Kurz und Herrn Resele. Sie überraschten alle Anwesenden mit dem neuen G|U Programm für den Herbst 2024: «New Adult meets G|U-Advice».
New Adult erfreut sich nun seit geraumer Zeit großer Beliebtheit. Vor allem Romance-Titel kommen bei Leser:innen besonders gut an. Dass G|U dort nun auch Fuß fassen möchte, ist gar nicht so undenkbar, wenn man an ihre Gründungsgeschichte zurückdenkt. Aber G|U verfolgt einen ganz anderen Ansatz als andere Verlage. Sie wollen keine Bücher vermarkten, in denen sich alle Probleme lösen, sobald der strake Held auftaucht und die Protagonistin rettet. Denn das ist alles andere als realitätsnah. Es sollen wichtige Themen aufgegriffen werden, die in realen Situationen dem/der Leser:in nahegebracht werden sollen. Vor allem «mental health» wird eine wichtige Roll dabei spielen.
Um sicher zu gehen, dass keine falschen oder realitätsverzerrende Aussagen rübergebracht werden, durchläuft jedes Buch vor Veröffentlichung ein professionelles psychologisches Gutachten. G|U bleibt also in der Lebenshilfesektion, verpackt Hilfestellungen aber in, an die neue Generation, passende Geschichten. Trotzdem sollen die neuen Bücher nicht als reine Ratgeber verstanden werden, sondern vielmehr als Brücke zum Weg zu realer Hilfe. Eine großartige Idee, um vielleicht mehr Leser:innen zu erreichen und ihnen nachhaltig zu helfen.
Danke an G|U für diesen tollen Abend, tiefgründige Gespräche und wirklich leckere Pizza und all die Leseexemplare, über die sich alle sehr gefreut haben.
Vivian Beyrich, 233. Block