Am 30.09.2024 um 19:00 Uhr besuchten uns Sarah Käsmayr, Verlegerin des Maro Verlags und Dr. Susanne Götz-Schneck, Verlegerin des Jupitermond Verlags in der Piper Lounge auf dem Mediacampus.
Beide sind Mitglieder der Kurt Wolff Stiftung, die seit dem Jahr 2000 kleine, unabhängige Buchverlage fördert. Halbjährlich erscheint ein Katalog mit über 100 Kleinverlagen. Die Stiftung ist auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig präsent. In Leipzig wird der Kurt Wolff Preis (35.000 Euro Hauptpreis, 15.000 Euro Förderpreis) verliehen. Zudem arbeitet die Kurt Wolff Stiftung mit Kulturpolitiker:innen zusammen, um eine strukturelle Verlagsförderung zu erreichen, da kleine Verlage ihre Kosten oft nicht allein durch den Buchverkauf decken können. Außerdem schaffen es kleine Verlage oft nur sehr schwer in das Sortiment von Buchhandlungen, da Verlagsvertreter:innen oft mehrere Verlage im Programm haben und die Zeit knapp ist. Auch wollen viele Buchhandlungen nicht das Risiko eingehen, dass die Titel nicht verkauft werden.
Im Laufe des Abends beschrieben uns beide Verlegerinnen ihren Weg ins Verlagswesen. Susanne vom Jupitermondverlag ist hauptberuflich Zahnärztin und wollte ein Kinderbuch ihres Vaters als kleine Überraschung zu Weihnachten veröffentlichen. Die Druckerei meinte, damit sich der Druck lohnt, müsse sie gleich 1000 Stück drucken. Über ihre von einer Freundin erstellten Homepage versuchte sie die Bücher zu verkaufen und bekam gleich jede Menge Manuskripte geschickt. Den Verkaufspreis des Buches kalkulierte sie, indem sie ihr Geburtsdatum aufrundete. Der Verlagsname «Jupitermond» kommt vom Lieblingsplaneten ihres Vaters. Anfangs gab es Rückschläge, etwa 80 Absagen von Buchhandelsvertreter:innen, die ihre Bücher nicht in den Buchhandel bringen wollten. Erst als eine ihrer Autorinnen den Deutschen Kinderbuchpreis gewann, floss zusätzliches Budget und die Titel wurden auch in die Barsortimente aufgenommen. Ihr Verlag ist spezialisiert auf Kinderbücher mit Nischeninhalten wie ADHS, Rassismus, Hautfarbe oder Queerness. Der Jupitermond Verlag macht hauptsächlich Marketing auf Instagram und geht Kooperationen mit Buchblogger:innen ein. Außerdem ist der Verlag auf (kleineren) Buchmessen und ähnlichen Veranstaltungen unterwegs.
Die Verlegerin des Maro Verlags stieg zunächst als Ferienaushilfe in den Verlag ein und übernahm zeitweise die Geschäftsführung. Der von ihrem Vater gegründete Maro Verlag wurde ursprünglich durch die Bücher von Charles Bukowski bekannt. Er legte einen Schwerpunkt auf Stimmen von Außenseiter:innen, die kein anderer Verlag wollte. Es sind alle Genres außer Kinderbuch vertreten. Nach einem längeren Grafikdesignstudium übernahm sie den Verlag. Um Kosten zu sparen, setzt sie auch heute noch Druckzeichen selbst. In ihrem Verlag erscheinen Bücher zu kontroversen Themen, wie zum Beispiel das Buch «Lasst uns mit den Toten tanzen» zum Thema Seenotrettung. Eine Besonderheit des Maro-Verlages sind die Marohefte. Diese stammen eigentlich aus der Zeit, als der Margo Verlag noch eine Druckerei war. Damals hießen sie «Die tollen Hefte» und enthielten Gedichte und Kurzgeschichten. Zum Jubiläum wurde diese Reihe wieder aufgelegt, diesmal mit einem Schwerpunkt auf politischen und feministischen Themen sowie gesellschaftlichen Tabus.
Der Prozess vom Manuskript zum Buch sieht im Jupitermond Verlag wie folgt aus: Zuerst wird eine Illustratorin über Instagram gesucht, dann gibt es eine Whatsapp-Gruppe mit der Illustratorin, in der über verschiedene Skizzen entschieden wird. Dann wird über die Farbpalette nachgedacht. Das Ganze dauert 1 Jahr. Dann kommt das Lektorat, dann die Auswahl des Covers. Immer wieder müssen Kompromisse mit der Autorin und dem Originalverlag gefunden werden.
Beim Maro Verlag ist vieles ähnlich. Allerdings muss hier nicht nur mit der Autorin gesprochen werden, sondern auch mit dem Originalverlag, wenn es um Lizenzkäufe geht.
Am Ende der Veranstaltung gab es Leseexemplare beider Verlage. Wir bedanken uns herzlich bei Susanne Götz-Schneck und Sarah Käsmayr für ihren Besuch bei uns am Mediacampus.
Benedikt Klinger, 235. Block