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Roman oder Biografie?: Am Donnerstag, den 11. April kamen über 80 Azubis in der Piper Lounge zusammen, um Laura Lichtblau mit ihrem Buch «Sund» und Patricia Blob vom C. H. Beck Verlag zu begrüßen.

Patricia Blob arbeitet im Vertrieb und kümmert sich um Veranstaltungen und Marketing, Schwerpunkt sind auch die Buchmessen. Sie hat uns zuerst etwas über den Verlag erzählt, den viele als den Verlag mit den Gesetzestexten kennen. In den 1970er Jahren gab es eine Aufteilung in zwei Sparten: Wissenschaft und Belletristik/Sachbuch. Im Sachbuch ist Geschichte die Kernkompetenz des Verlages, meist erscheinen die Bücher als Hardcover. In der Belletristik erscheinen etwa acht Titel je Programm. Die Devise ist, intellektuelle Romane zu verlegen, die zum Nachdenken anregen. Die Literatur soll noch weiter ausgebaut werden, außerdem wird der Verlag, der sonst die Lizenzen für Taschenbücher an dtv verkauft hat, ab nächstem Programm eine eigene Taschenbuch-Reihe etablieren.

Laura Lichtblau ist 1985 in München geboren und wohnt jetzt in Berlin. Mit ihrem Studium ist sie erst ein Jahr lang in Hildesheim warmgeworden und hat dann nach Leipzig gewechselt, wo sie am Deutschen Literaturinstitut Literarisches Schreiben studierte. Sie wollte immer Autorin werden, sich aber nicht darauf ausruhen und hat deshalb verschiedene Praktika und Volontariate absolviert, sowie beim deutsch-französischen Austausch des Börsenvereins teilgenommen. Sie arbeitete bei Verlagen und Literaturagenturen, hat ein Kinderbuch (mittlerweile vergriffen) und Lyrik veröffentlicht und unter Pseudonymen größere Unterhaltungstitel aus dem Englischen übersetzt. Darauf ließ sich gut die Frage anschließen, die sich viele von uns gestellt haben: Ist Laura Lichtblau ihr echter Name? Ja, ist er. Mit den Übersetzungen wollte sie nicht in Verbindung gebracht werden und sich ihren Namen für ihr eigenes Buch aufheben. Als Pseudonym fände sie ihn außerdem als zu lieblich. Ihren Debütroman «Schwarzpulver» veröffentlichte sie 2020 bei C. H. Beck, wie jetzt auch «Sund».

Das schmale 130-Seiten-Buch besteht aus fünf Teilen. Die Grundhandlung ist die Recherche der Ich-Erzählerin zu ihrem Urgroßvater, ein bekannter Orthopäde, und sein Handeln während der NS-Zeit. «Ich bin nicht die Ich-Erzählerin, aber ihr Urgroßvater ist mein Urgroßvater», antwortet Laura Lichtblau auf die Frage, ob die Geschichte autobiografisch sei. Aufmerksam auf die Nazi-Vergangenheit ihres Urgroßvaters ist die Autorin durch eine Biografie über ihn, die eine Verwandte verteilt hat. Darin wurde immer wieder versichert, der Urgroßvater hätte kein nationalsozialistisches Gedankengut geteilt. Das hat sie skeptisch gemacht und begann mit der Recherche. Diese wollte sie eigentlich essayistisch verarbeiten, hatte aber auch schon länger etwas literarisches mit einer Insel im Kopf. Die Anfänge sind «unabhängig voneinander entstanden, aber dann habe ich gemerkt, dass sie zusammengehören». Dazu passt auch der Sund, wo sich die Erzählerin vor der Insel aufhält. Ein Sund ist eine Meerenge, weder Meer noch See, es ist eine Gewässerform, die ganz viel vereint. Er ist Projektionsfläche für die Ich-Erzählerin und verschluckt, er ist lebendig. Ein besonderer Titel mit besonderer Sprache, schwebend und nicht vollständig greifbar.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Laura Lichtblau und dem C. H. Beck Verlag für die spannenden Einblicke, sowie die zahlreichen Leseexemplare und die Pizza!

Josephine Wunderberg, 232. Block