Am 10. Oktober 2024 hatten wir das große Glück, dass die Autorin Naomi Wood zusammen mit Theresa Kirstein, die im Nagel & Kimche Verlag arbeitet, uns am Mediacampus besucht hat. Passend dazu wurde vorher schon das Schaufenster der Campusbuchhandlung mit Dinos ausgeschmückt, was Naomi begeistert kommentierte.
Naomi Wood ist eine englische Autorin, die Romane und Kurzgeschichten verfasst. Zudem gibt sie Kurse im kreativen Schreiben an der Universität von East Anglia. «This is why we can´t have nice things», ein Kurzgeschichtenroman, ist ihr viertes bisher erschienenes Werk. Mit diesem Buch gewann sie unter anderem den BBC Short Story Award 2023. Therese Kirstein stellte sie mit den Worten «Bestselling & Award Winning author» vor, woraufhin die Autorin nur erwiderte «Do you want to flirt with me?».
Im Deutschen wurde der Roman unter dem Titel «Dino Moms» vom Nagel & Kimche Verlag im August diesen Jahres veröffentlicht. Der Verlag Nagel & Kimche wurde 1983 in der Schweiz gegründet und gehört seit 2013 der Verlagsgruppe HarperCollins an.
Über 70 Auszubildende kamen, um zuzuhören, wie Naomi zwei Kurzgeschichten aus «Dino Moms» vorlas. Die erste Geschichte, so warnte Naomi uns gleich vor, wurde von der britischen Presse als «a sparkingly sex tape story» beschrieben. Die weibliche Protagonistin steht hier im Vordergrund, die sich grundsätzlich über sehr viele Dinge Sorgen macht – am meisten aber über die Zukunft ihrer Kinder. Darunter leidet natürlich das Sexleben, deswegen ihr Einfall: Da hilft nur noch ein gemeinsamer Dreh, um die Beziehung aufzufrischen!
In der nächsten Geschichte, die den Namen «Hochzeitstag» trägt, geht es um einen Mann, der sich wünscht, dass seine Tochter bei seiner Hochzeit mit einer neuen Frau als Blumenmädchen dabei ist.
Das findet die Mutter des Kindes aber alles andere als witzig und stellt ihrem Ex ein Ultimatum:
Wenn du willst, dass deine Tochter bei deiner Hochzeit dabei ist, dann musst du deine Hochzeit später auch selbst wieder verlassen, um sie zur Schlafenszeit rechtzeitig nach Hause zu bringen.
Eine sehr egoistische Forderung, wie es die Autorin selbst beschrieb!
Beide Kurzgeschichten fassen den Grundgedanken des Buches sehr gut ein – es geht um komplexe, weibliche Charaktere, die nicht dafür da sind, sympathisch zu sein. In der Gesellschaft werden in allerlei Bereichen unglaublich viele Erwartungen an Frauen gesetzt, vor allem, dass sie ihre negativen Gefühle unterdrücken sollen und möglichst «gefügig» zu sein haben.
Naomi Wood wollte in diesem Buch einen klaren Gegensatz dazu setzen und Stereotypen aufbrechen – möglichst destruktive Frauen, die man, wenn man von ihnen liest, erstmal nicht besonders mag. Die Idee, dass Frauen «nett» sein müssen, wird hier auf den Kopf gestellt, bei Naomi Wood haben die Charaktere genug von dieser Erwartung an sie.
Alle Protagonistinnen sind zudem entweder bereits Mütter oder noch schwanger. So wird auch in den Fokus gerückt, wie es passieren kann, dass Mütter ihre eigenen Kinder ausnutzen können oder eine so starke Bindung zu ihnen haben, dass es schon beinahe krankhaft wird. Oftmals stehen Rachegedanken oder der Wunsch etwas zu zerstören im Vordergrund, obgleich damit meistens nur der Person selbst geschadet wird. Dadurch entsteht durchaus ein gewisses Mitgefühl zu den Charakteren. Die Protagonistinnen, so beschreibt die Autorin es selbst, sind «charmingly toxic» – man schwankt durchaus zwischen Sympathie und Ablehnung.
Zudem gewährte Naomi uns auch noch ein paar Einblicke in den Schreibprozess von Kurzgeschichten. Romane beschrieb sie als Marathon, man könne sich dort mehr Zeit mit dem Subplot lassen. Bei Kurzgeschichten sei es eher wie bei Gedichten, man kann sich nicht mit Nebensächlichkeiten beschäftigen – da muss man schnell auf den Punkt kommen.
Auf die Frage, wie sie es geschafft hat, so gute Kurzgeschichten zu schreiben, meinte die Autorin nur «Through a lot of pain!»
Es war ein unglaublich unterhaltsamer Abend und alle Anwesenden waren von Naomi Woods Liebenswürdigkeit begeistert! Wir bedanken uns sehr herzlich bei ihr und Theresa Kirstein, sowie dem Nagel & Kimche Verlag für diesen gelungenen Abend.
Zum Abschluss zitiere ich noch den Text, den Naomi Wood über diesen Abend auf ihrem Instagram Account gepostet hat: «I met so many wildly sweet young booksellers: Germany, you are so very lucky to have them!»
Finja Bertram, 235. Block