Am 4. November, drei Wochen nach der Verkündung des Deutschen Buchpreises hatten wir Auszubildenden am Mediacampus das große Glück, Markus Thielemann kennenzulernen, der es mit seinem Roman «Von Norden rollt ein Donner» erst auf die Longlist und dann sogar auf die Shortlist geschafft hat. Mit dem Deutschen Buchpreis hat es leider nicht geklappt, aber was nicht ist, kann ja noch werden – schließlich ist dieser Roman erst das zweite Werk, das er bisher veröffentlicht hat.
Herausgegeben hat dieses Buch der C.H. Beck Verlag, und stellvertretend war Rebecca König zu Gast.
Als Buchwissenschaftlerin und langjährige Werkstudentin des Verlags, macht sie jetzt ein Volontariat und ist bei C.H. Beck für die Veranstaltungen und das Marketing zuständig.
Von ihr konnten wir spannende Einblicke in das Verlagswesen gewinnen und erfahren, dass C.H. Beck weit mehr als nur Sachbuch macht – das konnte Markus Thielemann mit seinem Werk unter Beweis stellen. Der Autor studierte zuerst Geographie. Das schien ihm eine sichere Sache zu sein, bis er allerdings merkte, dass es ihn doch mehr zum Schreiben zieht. Also wechselte er seine Berufung und ging nach Hildesheim, um sich dem Kreativen Schreiben zu widmen.
Sein Werk «Von Norden rollt ein Donner» spielt in der Lüneburger Heide im Jahr 2014. Dort lebt der 19-jährige Jannes und arbeitet als Schäfer auf der Farm seiner Familie. Die Familiensituation ist kompliziert, der Vater krank – darüber wird natürlich nicht gesprochen. Es herrscht Idylle im Dorf, das Dorf ist Heimat, die Natur ein Ideal. Doch dann ist er auf einmal wieder zurück – der Wolf. Für einen Schäfer eine Katastrophe, doch wie soll man nun dagegen vorgehen? Jannes Vater plädiert dafür, keine Gewalt anzuwenden; der Großvater möchte am liebsten selbst schießen. Das «urdeutsche» Idyll beginnt langsam ins Wanken zu geraten.
Der Titel «Von Norden rollt ein Donner» soll übrigens kein Gewitter beschreiben, sondern spielt auf das Panzermuseum in der Lüneburger Heide an. Widersprüche zwischen Ideal und Gewalt spielen in dem Buch eine große Rolle – hier kommt also mit dem Panzermuseum ein starker Gegensatz zu dem heimatlichen Naturdorf ins Spiel. Markus Thielemann verriet auch, dass er sein Werk anfangs «Der Heideknabe» nennen wollte – jetzt ist er allerdings sehr froh über den Titel, den sich seine Lektorin ausgedacht hat.
Themen wie Landwirtschaft, Massentierhaltung und auch der vorhandene Speziesismus bestimmten Tierarten gegenüber, beschäftigen den Autor sehr und es ist ihm wichtig, diese Dinge in Romanen zu behandeln. Der Wolf an sich ist gerade in der heutigen Zeit ein sehr polarisierendes Thema, das gerade die Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, sehr beschäftigt. Zur Recherche verbrachte er einige Zeit in der Lüneburger Heide und schaute sich viele «Nordstory» Dokumentationen zum Thema Schäfersein, der Landwirtschaft und dem nördlichen Dorfleben generell. Nur passend, dass das NDR im Roman auch eine Rolle bekommt.
Zwei Szenen liest Markus Thielemann aus seinem Roman vor, alle hören ihm gebannt zu und sind gefesselt von der Eindrücklichkeit und bildlichen Sprache des Werks. Dass sein Buch für die Longlist des Deutschen Buchpreises eingereicht wurde, wusste er selbst erstmal nicht, das fand er erst heraus, als er online sah, welche Kandidat:innen es gab. Das Gefühl, es sogar auf die Shortlist geschafft zu haben, beschrieb Thielemann als «surreal». Mit den anderen Nominierten hatte der Autor unglaublich viel Spaß und meinte, Martina Heftners Worte bei ihrer Dankesrede, «Die ganzen Veranstaltungen hätten ruhig länger dauern können», sprechen ihm aus der Seele. Als Angabe, was er denn persönlich gerne liest, gab Thielemann zwei Antworten: Das Buch «Weite Wildnis» von Lauren Groff und die Romane von Cormac McCarthy. Da merkte man schnell, dass auch hier die Natur an sich eine große Rolle spielt, aber in McCarthys Fall auch in die düstere Richtung geht. Auch Thielemann schreibt gerne in die Richtung der Schauerromane, so verriet er uns, dass auch «Von Norden rollt ein Donner» ein paar gespenstische Elemente hat.
Es war ein unglaublich packender Abend, der absolut Lust darauf gemacht hat, zu wissen, wie es mit dem Dorf in der Lüneburger Heide nun weitergeht. Vielen Dank an Markus Thielemann und Rebecca König, sowie an C.H. Beck für das Bereitstellen dieser wunderbaren Leseexemplare!
Finja Bertmann, 235. Block