Solidaritätsveranstaltung für den algerischen Autor und Friedenspreisträger 2011
Meinungsfreiheit. – Gelebter Grundpfeiler unserer Demokratie, unserer Gesellschaft. Garantiert durch Art 5 (1) des Grundgesetzes: «Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.»
Es ließe sich sicherlich darüber diskutieren, ob und inwiefern die Ausübung dieses Grundrechts tatsächlich immer in vollem verfassungsrechtlichem Umfang in Deutschland möglich ist, aber allein die Tatsache, dass darüber diskutiert werden kann, zeigt den hohen Grad an Freiheit unserer Gesellschaft. Eines sollte niemals vergessen werden: In anderen Ländern wird wirklich scharf geschossen, unsystematisch verhaftet und brutal gefoltert. Ein Blick auf die Homepage des PEN Zentrums Deutschland veranschaulicht beispielsweise die beunruhigend lange Liste betroffener Schriftsteller:innen. Seit dem 16. November 2024 ist diese Liste nun noch länger: In einem willkürlichen Akt der algerischen Justiz wurde der Autor, kritische Intellektuelle, Friedenspreisträger 2011 und frühere Gast des Abendveranstaltungsprogramms des Mediacampus Frankfurt, Boualem Sansal, in Haft genommen. Aus diesem Anlass fand eine spontane Solidaritätsveranstaltung in der Piper Lounge statt, zu der am Freitagabend, den 24.01.2025 etwa 30 Gäste zusammenkamen. Dazu eingeladen hatten Sansals deutsche Verlegerin, Katharina E. Meyer vom Merlin Verlag, gemeinsam mit Osama Ishneiwer, der zugleich durch den Abend führte.
Vorgestellt wurden Leben und Schreiben des Schriftstellers. Seine Sprachkunst, sein Mut, Position zu beziehen, in den Diskurs zu gehen, ohne dabei jemandem die eigene Meinung aufzuzwingen: «Jeder, der ihn persönlich kennt, weiß, dass Boualem Sansal ein friedliebender Mensch ist. Zugunsten von Wahrheit und Wahrhaftigkeit äußert er als kritischer Intellektueller trotz Kritik und Bedrohungen seit Jahren öffentlich seine Meinung» (Katharina E. Meyer).
Im Mittelpunkt des Abends stand die durch nichts zu rechtfertigende prekäre und lebensbedrohliche Situation des Friedenspreisträgers: Sein französischer Anwalt hat keinen Zugang zu ihm, es herrschen Desinformation und Schweigen sowohl hinsichtlich der Anklage als auch hinsichtlich des Gesundheitszustands von Boualem Sansal. Soweit bekannt, wird ihm vorgeworfen, die Existenzberechtigung der algerischen Nation sowie ihrer historischen Grenzen in Frage gestellt zu haben. Boualem Sansal wird im Zuge politischer Auseinandersetzungen instrumentalisiert und diffamiert, ohne selbst Stellung nehmen zu können.
Was tun? – Öffentlichkeit! Aufklärung! Eine gute und wichtige Möglichkeit dazu bietet die Unterstützung des gemeinsamen Appells des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels und des Merlin Verlags «Freiheit für Boualem Sansal» – geholfen werden kann durch die eigene Unterschrift, das Teilen sowie das Aushängen der Plakate samt Schaufenstergestaltung. Mindestens ebenso nachhaltig wie die Unterstützung des Appells sind ganz sicher solche Abende der Begegnung, wie dieser in der Piper Lounge. Ein herzliches Dankeschön an den Mediacampus, dass diese Veranstaltung so kurzfristig möglich war und ein herzliches Dankeschön an die Schüler:innen des laufenden Berufsschulblocks für euer Interesse und Engagement!
Osama Ishneiwer