Warum
Medienkaufleute
Digital & Print
unverzichtbar sind
Monika Kolb im Interview
Monika Kolb, Geschäftsführerin des Mediacampus Frankfurt, teilt ihre Einsichten über die Relevanz des Berufsbildes der «Medienkaufleute digital und print». Mit einem Blick auf die sich ständig wandelnde Medienlandschaft und die zunehmende Digitalisierung erläutert sie die Bedeutung einer modernen Ausbildung, die junge Talente auf die Anforderungen der Branche vorbereitet. Sie spricht über die zentrale Rolle qualifizierter Fachkräfte in Verlags- und Medienunternehmen und beleuchtet, wie diese von einer gezielten Ausbildung profitieren können. Dabei wirft sie auch einen Blick auf die Merkmale der Ausbildung am Mediacampus und die Perspektiven, die sich für Nachwuchskräfte nach Abschluss der Ausbildung eröffnen.
Wie relevant und attraktiv ist das Berufsbild der Medienkaufleute Digital und Drint, und sind die Ausbildungsinhalte noch zeitgemäß?
Der Beruf des Medienkaufmanns/der Medienkauffrau digital und print ist ein sehr attraktiver, anspruchsvoller und umfassender Ausbildungsberuf. Aktuell führen wir viele Gespräche, sowohl mit Arbeitgebern als auch mit Kolleg:innen des Mediacampus Frankfurt, um die verschiedenen Perspektiven zur Aktualität und zum grundsätzlichen Niveau des Berufsbildes einzuholen. Wir hören mit Freude, dass vor allem dieser Beruf so umfassende Kenntnisse vermittelt, wie kaum ein anderer kaufmännischer Ausbildungsberuf. Das Berufsbild umfasst nicht nur eine Vielfalt an Fähigkeiten für traditionelle Arbeitsfelder wie Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlage, sondern bildet auch die aktuellen Veränderungen in der Branche ab. Dazu gehören insbesondere die Auswirkungen der Digitalisierung sowie die Veränderungen in Konsum- und Lesegewohnheiten. Mit hoher Aktualität werden Medienkaufleute darauf vorbereitet, diesen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen und innovative Lösungen zu entwickeln. Neben fundiertem Wissen in arbeits- und sozialrechtlichen sowie kaufmännischen und betriebswirtschaftlichen Angelegenheiten umfasst die Ausbildung Kompetenzen im Bereich der Herstellung, in gedruckter oder digitaler Form und vermittelt darüber hinaus ein tiefgreifendes Verständnis für Marketing und Vertrieb sowie für die Arbeitsabläufe sowohl in Redaktionen als auch in Lektoraten. Die Skills, die junge Menschen erlernen, sind für einen Ausbildungsabschluss auf einem außerordentlich hohen Niveau. In der Konsequenz profitieren sowohl die jungen Fachkräfte und auch die Ausbildungsbetriebe von dieser Ausbildung und von den sich daraus entwickelnden Fachkräften. Unsere Gespräche ergaben, dass alle Berufsbildpositionen und Inhalte auf einem aktuellen Niveau sind und kein Novellierungsbedarf besteht. Das ist eine gute Nachricht und darf Medienunternehmen noch mehr motivieren Ausbildungsplätze anzubieten.
Warum braucht es qualifizierte Medienkaufleute in Verlags- und Medienunternehmen?
Die Welt verändert sich in einem rasenden Tempo und wird gleichzeitig komplexer. Das betrifft alle Bereiche und Facetten: Wir erleben völlig veränderte Marktmechanismen und damit verbunden verändern sich zwingend etablierte Prozesse aller Wertschöpfungsstufen – von der Produktion bis hin zur Vermarktung, von der Einführung von KI oder Social Media Tools. Wir alle brauchen mehr denn je die nötigen Kompetenzen und Fähigkeiten, um in einer sich transformierenden Gesellschaft und Wirtschaft zu bestehen. Und das gelingt uns nur, wenn wir verschiedenste Expert:innen, Fachkräfte und vor allem innovative, experimentierfreudige Menschen, in unserer Organisation fördern und entwickeln. Das Lernen hört nie auf – nur so kann sich frisches Wissen in den Medienunternehmen entfalten. Aus- und Weiterbildung ist daher ein essenzieller Bestandteil der Buch- und Medienbranche.
Wie können Verlage von einer Ausbildung von Medienkaufleuten profitieren?
Junge Menschen bringen eine frische Leichtigkeit im Umgang mit neuen Technologien und Tools mit. Sie schauen mit einem anderen Blick und Mindset auf Themen und das schafft Vielfalt und fördert eine wertvolle Dynamik – auch Lerndynamik – in Unternehmen. Um in einer disruptiven Welt wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es heterogenes Wissen und unterschiedliche Skills – hier hilft generationsübergreifendes Arbeiten. Denn in einer Zeit, in der sich Medienlandschaften rapide verändern und digitale Technologien immer präsenter werden, sind Medienkaufleute gefragt, um innovative Vermarktungsstrategien zu entwickeln und umzusetzen. Sie müssen nicht nur traditionelle Vertriebskanäle wie den Einzelhandel im Blick behalten, sondern auch digitale Vertriebswege erschließen und nutzen, Trends und Entwicklungen im Markt genau beobachten und in ihre Strategien einbeziehen, um langfristigen Erfolg zu sichern. Wir brauchen Lösungen und Antworten auf die Fragen, zu denen wir keine Antworten in den klassischen Lehrbüchern finden können. Schon das ist ein starkes Argument dafür, junge Menschen auszubilden und sie in die Verlags- und Medienunternehmen zu integrieren. Die Lernbereitschaft aller Mitarbeitenden ist zentral für die Zukunft unserer Wirtschaft und Gesellschaft.
Was macht die Ausbildung von Medienkaufleuten am Campus so besonders?
Der Mediacampus Frankfurt steht seit jeher für eine sehr praxisnahe und moderne Berufschulausbildung. Warum ist das so? Weil wir bei der Auswahl unserer Lehrkräfte die große Chance haben, auf pädagogisch gut ausgebildete Quereinsteiger:innen und Fachkräfte aus der Branche zurückzugreifen. Wertvolle Praxisnähe und ein starker Handlungskontext ist damit gewährleistet. Ein großes Asset ist sicher auch unser Branchenfokus in der Berufsschularbeit. Wir beschulen am Campus ausschließlich Berufe der Buch- und Medienbranche und können daher einen klaren Branchenfokus setzen, zeitnah Veränderungen und Entwicklungen aufgreifen und sie in Konzepte und Zusatzangebote packen. Der Mediacampus Frankfurt ist ein Ort der großen Vernetzungsmöglichkeiten – über 70 Abendveranstaltungen, Branchentreffen, Diskussionsrunden mit Expert:innen – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Nachwuchsarbeit am Campus ist ein Herzstück neben der klassischen Berufsschulzeit. Und klar, ein nicht unwesentliches Argument ist der unternehmerische Nutzen für Unternehmen, da die reine Berufsschulzeit durch unser Blockmodell deutlich kürzer ausfällt als an klassischen Schulen. Im Umkehrschluss bedeutet das: Die jungen Menschen sind mehr in den Betrieben und bringen sich dort mit ihren Fähigkeiten ein. Für unser Digitalkonzept wurden wir zu unserer großen Freude für den Innovationspreis des Verbandes der Deutschen Privatschulen vorgeschlagen Darauf sind wir stolz. Wir haben in den vergangenen Jahren ein innovatives Digitalkonzept erarbeitet und mit Power umgesetzt. Mit über XXX Interaktiven Lernvideos in unserer Mediathek, fördern wir selbstbestimmtes, individuelles Lernen, und setzen auch hier neue Maßstäbe. Unser Lernquiz steht für kollaboratives und digitales Lernen in unterschiedlichen Kontexten – das alles in Summe schafft eine neue Lehr- und Lernumgebung für alle und hiervon profitieren natürlich auch unsere Partnerunternehmen.
Welche Chancen und Perspektiven ergeben sich für Nachwuchskräfte nach der Ausbildung und wie können sie diese in der Unternehmenspraxis konkret einsetzen?
Aufgrund der aktuellen Fachkräfteproblematik bringen eigens ausgebildete junge Menschen sehr viele Vorteile mit, wie beispielsweise eine hohe Bindung an das ausbildende Unternehmen. Auszubildende bringen einen besonderen Blick mit, da sie bereichsübergreifend ausgebildet wurden. Sie kennen daher die Unternehmensprozesse wie kaum andere Mitarbeitende, da sie alle Abteilungen durchlaufen und vielfältige Perspektiven auf die Zusammenarbeit und Wertschöpfungsstufen erhalten. Ein wertvoller, unvoreingenommener Blick und Perspektivwechsel. Die Rekrutierung externer Fachkräfte war schon immer kostspielig und wird immer größere Investments erfordern. Auch hier punktet die eigene Ausbildung. Junge Berufseinsteiger:innen können nach der Ausbildung beispielsweise durch eine zusätzliche Fachwirtausbildung vertieftes Know-how in der Unternehmensführung erwerben und qualifizieren sich dadurch auch für die Übernahme von Führungspositionen. Die beruflichen Perspektiven für Medienkaufleute sind vielfältig und dynamisch. Die deutsche Medienlandschaft bietet zahlreiche Einstiegschancen und Möglichkeiten zur Spezialisierung in einem breiten Spektrum von Bereichen, darunter Verlage, Werbeagenturen, Marketingabteilungen.
Mai 2024